Steward-Ownership, Verantwortungseigentum, Purpose-Unternehmen - was ist womit gemeint?
Klarheit und Stringenz in den Begrifflichkeiten hilft nicht nur dir, sondern auch den Menschen, mit denen du über das Thema sprichst. Folgend eine Erklärung zu den gängigsten Begriffen.
Begrifflichkeiten
Der Schritt, ein Unternehmen in Steward-Ownership zu werden, ist ein sehr grosser und kann – muss aber nicht – auch Auswirkungen auf die Kommunikation an Stakeholder und mit Partner:innen haben.
Verantwortungseigentum, Purpose-Unternehmen, Steward-Ownership – rund um das Thema gibt es verschiedene Begrifflichkeiten, die in der Öffentlichkeit und von Unternehmer:innen verwendet werden und die auch unterschiedlich definiert werden. Je nach Situation, Unternehmen, Unternehmer:in und Ansprechpartner:in können unterschiedliche Begriffe am besten passen. Deswegen hier eine kurze Begriffsklärung aus Sicht der Purpose Stiftung, auf Basis derer ihr dann entscheiden könnt, wie ihr darüber sprechen möchtet.
Purpose-Unternehmen
Purpose-Unternehmen
sind Unternehmen, die über das Purpose Netzwerk in Kontakt mit Steward-Ownership gekommen sind
(bspw. Berater:innen in der Schweiz oder in Deutschland). Viele Purpose-Unternehmen nutzen diesen Begriff hauptsächlich als Selbstbezeichnung, auch weil es etwas „sexier“ ist. Die Unternehmen, die diese Beschreibung nutzen, haben Steward-Ownership zumeist mit einem Veto-Share bei der Purpose Stiftung umgesetzt. Der Fokus auf den Begriff “Purpose” stammt vom Kernaspekt von Steward-Ownership ab, nämlich dass das Unternehmen in dessen rechtlichen Strukturen so gestaltet ist, dass es seinen Unternehmenszweck – auf Englisch seinen “Purpose” – ins langfristig Zentrum stellen kann.
Verantwortungseigentum & Steward-Ownership
Verantwortungseigentum ist einer der Begriffe, der sich momentan in Öffentlichkeit und auch unter Unternehmen für die Eigentumsstruktur herauskristallisiert. Unternehmen in Verantwortungseigentum
ist eine Bezeichnung für alle Unternehmen, die diese Eigentumsstruktur umgesetzt haben
, auch unabhängig von Purpose bspw. mit eigenen Stiftungslösungen wie die Pioniere Bosch und Zeiss. Auch alle Purpose-Unternehmen sind nach dieser Definition Unternehmen in Verantwortungseigentum. Der Begriff kommt nicht von besonders verantwortungsbewussten oder verantwortlichem Eigentum oder Unternehmertum, sondern davon, dass Unternehmer:innen Eigentümer:innen in der Verantwortung für das Unternehmens sind und eben nicht gleichzeitig auch das Vermögen halten halten (in Abgrenzung zu Vermögenseigentum).
Ein Synonym dafür, welches insbesondere in konservativen Kreisen häufig verwendet wird, ist treuhänderisches Eigentum. Eigentümer:innen sind Treuhänder:innen des Unternehmens. Sie übernehmen zeitlich begrenzt die Verantwortung für das Unternehmen. Unternehmen in treuhänderischem Eigentum
haben also die Prinzipien treuhänderischen Eigentums rechtlich verbindlich umgesetzt.
Treuhänderisches Eigentum kommt dem Begriff sehr nahe, der sich im Englischen für das Thema durchgesetzt hat, und den wir auch auf deutsch verwenden: steward-ownership. Steward = Treuhänder auf englisch. Dieser Begriff drückt sehr gut aus, was gemeint ist – ist allerdings auf deutsch für viele etwas unklar, weil steward kein gängiger Begriff ist. Unternehmen in Steward-Ownership wäre dann der Übertrag des Englischen in den deutschen Sprachgebrauch, was genau das Gleiche bedeutet wie “Unternehmen in Verantwortungseigentum”.
In der Schweiz ist dieser Steward-Ownership geläufiger, in Deutschland Verantwortungseigentum.
Eine weitere Beschreibung, die häufig für Unternehmen in Steward-Ownership gewählt wird, ist die des „sich selbst gehörenden Unternehmen“.
Ein kleiner Exkurs: Für eine passenden Rechtsform für Steward-Ownership wird in einem Gesetzesentwurf der Name „Gesellschaft mit gebundenem Vermögen” vorgeschlagen. Diese Definitionen sind noch etwas schwammig und verändern sich auch noch weiterhin – letztendlich solltet ihr den Begriff nutzen, mit dem ihr euch am wohlsten fühlt.
Herausgeber: Purpose Schweiz
Grafiken und Illustrationen: Purpose Stiftung