Wann ist der “richtige” Zeitpunkt für die Umsetzung von Steward Ownership? Zur Gründung oder passt auch eine Transformation zu einem späteren Zeitpunkt`
Verantwortungseigentum ab Gründung oder Umwandlung nach einigen Jahren?
Vielleicht fragst du dich nun, ob Verantwortungseigentum etwas ist, womit du dich wirklich jetzt – im Zuge der Gründung – beschäftigen musst, oder ob das nicht auch noch später geht, wenn das Unternehmen größer ist und es tatsächlich etwas zu verteilen gibt. Ganz klar: Du kannst auch erst dein Unternehmen in einer ganz konventionellen Eigentumsstruktur gründen und dann später in Verantwortungseigentum umwandeln. Für manche Gründer:innen passt das besser und es ist eine valide Option. Andere bevorzugen eine Gründung direkt in Verantwortungseigentum. Es gibt unterschiedliche Aspekte, die du für deine Entscheidung beachten solltest:
Komplexität
Im Normalfall gilt, je später die Umsetzung, desto komplexer wird sie und damit auch entsprechend kostenintensiver. Bei größeren Unternehmen ist es sowohl steuerrechtlich als auch in Bezug auf bereits bestehende Strukturen meist aufwändiger, Verantwortungseigentum umzusetzen. Andererseits hast du ja nun mit der ‘ganz normalen’ Gründung schon eine schier unendlich scheinende To-Do Liste auf deinem Schreibtisch.
Signalwirkung
Mit Verantwortungseigentum von Gründung an gibst du deinen Stakeholdern ein klares Signal zu der Ausrichtung deines Unternehmens und deiner Motivation. Das kann sowohl für Kun:*innen, Mitarbeiter:innen als auch Geschäftspartner:innen eine wichtige Rolle spielen und Vertrauensbildung und langfristige Partnerschaften fördern.
Absprache und Verhandlungen mit Investor:innen
Benötigst du irgendwann Kapital von außen ist es für die Offenheit und Klarheit in Gesprächen mit Investor:innen gut, transparent zeigen und sagen zu können: mit einem Investment in mein Unternehmen wird es keinen Verkauf geben, du kannst risikoadäquate und gegebenenfalls hohe Renditen erhalten, aber es ist eine andere Natur des Investments. Das ebnet den Weg für offene Investment-Gespräche, welche klarstellen, es wird nach Investmentpartner:innen gesucht, die die Selbstbestimmung des Unternehmens respektieren.
Es gibt eine wachsende Anzahl von Investor:innen, die Finanzierung in Verantwortungseigentum kennenlernen oder ausprobieren wollen. Nichtsdestotrotz ist die Anzahl an konventionellen Fonds und Investor:innen um ein vielfaches größer. Wenn du schon absehen kannst, dass du in den kommenden Jahren mehrere (hohe) Finanzierungsrunden machen musst, um deinen Kapitalbedarf zu decken, solltest du überlegen, ob du erst konventionell gründest und später umwandelst. Im schlimmsten Fall müsstest du sonst Insolvenz anmelden, da du nicht ausreichend finanzielle Mittel aktivieren konntest.
Wenn du entscheidest, konventionell zu gründen, hilft dir auch dieses Dokument bei der Implementierung von VE-ähnlichen Strukturen: In der Finanzierung mitgedacht
Gemeinsames Verständnis von Unternehmer:innen-Bild und Motivation
Durch die Gründung in Verantwortungseigentum beschäftigst du dich im Gründungsteam sehr früh mit Fragen rund um Motivation, Unternehmer:innen-Bild, eigene Bedürfnisse und Erwartungen an die Entwicklung des Unternehmens, etc. Das sind Themen, die normalerweise erst sehr viel später auf die Agenda kommen, z.B. wenn ein Kaufangebot auf dem Tisch liegt oder wichtige strategische Entscheidungen getroffen werden. Tatsächlich ist einer der in Umfragen immer wieder genannten Hauptgründe für das Scheitern von Start-ups, gravierende Probleme innerhalb des Gründer:innen-Teams – dadurch, dass die Gründer:innen in den zentralen Punkten zu unterschiedliche Ansichten haben. Die frühe und tiefgreifende Beschäftigung mit diesen Themen minimiert dieses Risiko. Die Gründer:innen versammeln sich von Beginn an um ein gemeinsames Feuer.
Mit unserem Handbuch könnt ihr euch aber auch bei einer konventionellen Gründung mit diesen Fragen beschäftigen, eure Werte und Strukturen Verantwortungseigentums-konform bauen, und dann zu einem späteren Zeitpunkt transformieren.
Zu den nächsten Schritten
Herausgeber: Purpose Schweiz
Grafiken und Illustrationen: Purpose Stiftung