Kapitalrechte und Gewinnverteilung
Kapitalrechte und Gewinnverteilung

Kapitalrechte und Gewinnverteilung

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Leitfrage

Wer soll am finanziellen Erfolg des Unternehmens beteiligt werden? Wie sind die Kapitalrechte ausgestaltet?

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Was dich hier erwartet
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Infos und Workshop-Vorlage
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Workshop alleine oder im Team
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120-180 Minuten

Die Gestaltung der Kapitalrechte ist ein Hauptpfeiler der individuellen Eigentumslösung. Um sich dieser Frage zu nähern - wer soll in meinem Unternehmen finanzielle Ansprüche haben und wieso? - dient die folgende Workshop-Vorlage.

Kapitalrechte und ihre Teilbereiche

Ein Kernaspekt von Steward-Ownership ist das Prinzip der Vermögensbindung. Dies ist das rechtliche Mittel dafür, dass die Unternehmen ihre erwirtschafteten Gewinne und Vermögen stets im Sinne des Unternehmenszwecks einsetzen und nicht eine privatnützige Ausschüttung Überhand nehmen kann. Auch dies muss für jedes Unternehmen individuell ausgestaltet werden, denn je nach Unternehmen liegen andere Kontextbedingungen und Ansprüche vor. Wie stellen wir also die Vermögensbindung und (und damit verbunden die Purpose-Orientierung, also Gewinne als Mittel zum Zweck) sicher, unter Berücksichtigung fairer monetärer Ansprüche der verschiedenen Anspruchsgruppen wie Gründer:innen, Mitarbeitenden und Geldgebenden.

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Schlussendlich sollten Antworten auf folgende Bereiche vorliegen, um alle Anforderungen und Bedürfnisse an die zukünftige Kapitalrechte und Gewinnverteilung zu klären, damit dies eigentumsrechtlich in den Statuten und Verträgen abgebildet werden kann.

Bedeutung von Gewinnen

Welche Rolle spielen Gewinne und Profite im Unternehmen? Warum sollte das Unternehmen Gewinne erwirtschaften?

Wie soll mit den Gewinnen umgegangen werden?

Welche Rolle spielt Geld und damit verbunden auch Profite für das Unternehmen? Wie wichtig sind diese für wen und wofür? Antworten auf diese Fragen zeigen die unternehmerische Grundhaltung und Einstellung auf und legen dadurch die Grundlage für die konkretere Ausgestaltung der Kapitalrechte.

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Gewinnverwendung und Erfolgsbeteiligung

Sollen Mitarbeitende am finanziellen Erfolg des Unternehmens beteiligt werden? Wie?

Haben Gründer:innen einen Anspruch auf Kompensation für ihren Gründungsaufwand?

Oft hören wir, dass Mitarbeitende am Unternehmen beteiligt werden sollen. Darauf folgt neben dem “wieso?” unsere Gegenfrage, ob sich dieses “Beteiligen” auf das Ermöglichen der Mitsprache oder auf die finanzielle Ebene bezieht, und da wiederum ob das mit guten Löhnen und gegebenenfalls Boni abgegolten werden oder tatsächlich Forderungen auf eigentumsrechtlicher Ebene bestehen. Das Thema ist also vielschichtig - sich hier klar über die eigenen Bedürfnisse zu werden hilft dabei, das dafür richtige Instrument zu finden.

In vielen Unternehmen gehen oder gingen die Gründer:innen in eine unbezahlte Vorleistung oder stellen sich als treibende Kraft oft an letzte Stelle, um das Unternehmen nicht zusätzlich finanzielle zu belasten. Da ein klassischer Exit in Steward-Ownership nicht in Frage kommt stellt sich die Frage, ob dieser Gründungs-Effort über einen anderen Weg finanziell abgegolten werden soll und wie. Siehe dazu die vertiefenden Informationen rund um die Ermittlung und möglichen Arten der Strukturierung von Gründer:innen-KompensationGründer:innen-Kompensation und Finanzielle Absicherung für Unternehmer:innenFinanzielle Absicherung für Unternehmer:innen.

Gehaltsregelung

Wie soll sichergestellt werden, dass Gesellschafter:innen nicht über das Gehalt einen Exit machen?

Um die Vermögensbindung abzusichern gilt es, auch mögliche Schlupflöcher zu stopfen. Eines davon ist die Frage der Gehälter. Wenn zwar keine unlimitierten Dividenden ausbezahlt werden können aber an deren Stelle Millionen-Gehälter oder -Boni stehen, verkommt die eigentumsrechtliche Vermögensbindung zu einer Farce. Es können auch in Steward-Ownership nach wie vor gute und auch hohe Gehälter gezahlt werden (die Forschung zeigt, dass diese im Vergleich sogar durchschnittlich höher ausfallen), aber es braucht eine Regelung, die die übermässige Entnahme verhindert. Der natürliche Deckel für die Gehälter ist in jedem Fall die verdeckte Gewinnausschüttung, die in den Statuten ausgeschlossen ist. 

Als Standard (siehe Musterstatuten) sind marktübliche Gehälter festgelegt, die es dem Unternehmen erlauben, flexibel innerhalb des marktüblichen Rahmens die Gehälter zu gestalten. Einige Purpose-Unternehmen möchten sich noch zu weiteren Einschränkungen verpflichten. Ein Beispiel dafür ist das Setzen eines bestimmten Verhältnisses des niedrigsten zum höchstmöglichen Gehalts im Unternehmen von beispielsweise 1:3 oder 1:5, oder auch eine Orientierung am nationalen Medianlohn. Dazu können weitere kreative Ideen zur Gehaltsregelung umgesetzt werden, die zum Unternehmen passen.

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Weitergabe der Kapitalrechte

Welche finanziellen Ansprüche sollen weitergegeben, vererbt oder verkauft werden können? Nach welchem Ablauf oder Kriterien?

Durch das Prinzip der Selbstbestimmung ist eine Vererbung der Stimmrechte grundsätzlich ausgeschlossen. Die Seite der Kapitalrechte braucht aber eine separate Betrachtungsweise - je nachdem kann es durchaus Sinn machen, dass gewisse Rechte wie der Anspruch auf die Gründer:innen-Kompensation vererbt werden kann.

Neben diesen Ansprüchen gilt es auch zu regeln, wie und zu welchem Wert die Unternehmensanteile weitergegeben und verkauft werden können. Der Bereich der Stimmrechte deckt ab, an wen diese weitergegeben werden können, der Aspekt der Kapitalrechte soll klare Erwartungen hinsichtlich dem Preis schaffen. Auch hier gibt es verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten mit einer Orientierung am Nominalwert plus gegebenenfalls einem Zins, der sich an der Haltedauer, der Inflation oder einer anderen Richtgrösse orientieren kann.

Workshop Inhalt

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Ziel

Wir schaffen Klarheit zur Ausgestaltung der Kapitalrechte bei unserem Unternehmen. Dies beinhaltet die Gewinnverteilung unter Berücksichtigung der Anforderungen aller Beteiligten.

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Agenda
  • Checkin
  • Abgleich Wissensstand aller Teilnehmenden
  • Check, ob alle Teilnehmenden auf der Meta-Ebene der Kapitalrechte die Grundlagen verstehen und auf dem gleichen Wissenstand sind oder gegebenenfalls einen kurzen Theorie-Input geben.

  • Worksession Kapitalrechte
  • Wer sollte finanzielle Ansprüchge gegenüber dem Unternehmen haben und wieso? Individuell auf Postits Antworten zu den untenstehenden Fragen schreiben, dann in der Gruppe die Antworten der Reihe nach mitteilen, im Anschluss gemeinsame offene Diskussion zu den Leitfragen.

  • Nächste Schritte
  • Checkout

Leitfragen Kapitalrechte und Gewinnverwendung

Antworten (individuell)
Antworten konsolidiert
Kommentare
Wer sollte grundsätzlich von dem finanziellen Erfolg des Unternehmens profitieren?
Welche Rolle spielen Gewinne und Profite im Unternehmen? Warum sollte das Unternehmen Gewinne erwirtschaften?
Wie soll mit den Gewinnen umgegangen werden?
Sollen Mitarbeitende am finanziellen Erfolg des Unternehmens beteiligt werden? Wie?
Haben Gründer:innen einen Anspruch auf Kompensation für ihren Gründungsaufwand?
Wie soll sichergestellt werden, dass Gesellschafter:innen nicht über das Gehalt einen Exit machen?
Welche finanziellen Ansprüche sollen weitergegeben, vererbt oder verkauft werden können? Nach welchem Ablauf oder Kriterien?
Welche Unklarheiten und offene Themen gibt es noch? Liegen Spannungen vor?
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3 Reflexionsfragen zu “Kapitalrechte und ihre Teilbereiche”
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Hast du eine klare Vorstellung davon, wer in deinem Unternehmen Kapitalrechte haben soll und in welchem Umfang?
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Ist es für alle Beteiligten klar, wer Ansprüche an Gewinne hat und wie diese verteilt werden?
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Wie fühlst du dich damit, die Ebene des Geldes so klar zu definieren? Welche Spannungen und Unklarheiten liegen noch vor?
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Zu den nächsten Schritten

Herausgeber: Purpose Schweiz

Grafiken und Illustrationen: Purpose Stiftung