Verständnis zu Steward-Ownership
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Was sind die relevanten Grundzüge von Steward Ownership?

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Erhalte über das folgende Dokument Einblick in die Grundgedanken und die Auswirkungen von Steward-Ownership.

Was ist Steward-Ownership?

Summary:

Steward-Ownership (dt. Verantwortungseigentum) ermöglicht es, die Unabhängigkeit und Werteorientierung eines Unternehmens in dessen DNA zu verankern. Die Stimmrechte liegen bei aktiven Unternehmer:innen und Menschen, die mit den Werten des Unternehmens verbunden sind. Das Vermögen des Unternehmens ist nur begrenzt privatisierbar und bleibt an das Unternehmen gebunden. Unternehmen in Verantwortungseigentum sind langfristig orientiert und können sich auf das langfristige Wohl des Unternehmens, der Mitarbeiter:innen, Kund:innen, Investor:innen und anderer Stakeholder konzentrieren.

Steward-Ownership ist eine Alternative zu herkömmlichen Eigentumsstrukturen. Es ermöglicht, die Unabhängigkeit und Werteorientierung eines Unternehmens in dessen DNA – dessen Eigentum – zu verankern. Weltweit haben Unternehmer:innen seit vielen Generationen verschiedenste rechtliche Lösungen gefunden, um Steward-Ownership umzusetzen und damit rechtlich bindend zwei Grundsätze im Unternehmen zu verankern:

  1. Selbstbestimmung: Die Stimmrechte, das „Steuerrad“ des Unternehmens, liegen bei aktiven Unternehmer:innen und Menschen, die mit den Werten des Unternehmens innerlich verbunden sind. Sie übernehmen die unternehmerische Verantwortung für das Handeln, die Werte und das Vermächtnis des Unternehmens als Treuhänder:innen für das Unternehmen und zukünftige Generationen an Stakeholdern.
  2. Vermögensbindung: Das Vermögen des Unternehmens ist nicht von Gesellschafter:innen privatisierbar, sondern bleibt an das Unternehmen gebunden. Die Gewinne und das Unternehmensvermögen sind damit Mittel zur Erfüllung und Weiterentwicklung des Unternehmenszwecks und nicht reiner Selbstzweck. Gewinne werden reinvestiert, zur Deckung der Kapitalkosten verwendet oder gespendet.
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Während der Zweck der Unternehmung von der ökonomischen Theorie traditionell in der Gewinnmaximierung und der Steigerung ihres Unternehmenswerts gesehen wird, wollen Unternehmen in Steward-Ownership einem bestimmten Sinn dienen und sehen Gewinn als Mittel zu diesem Zweck. Dabei sind Unternehmen in Steward-Ownership der Überzeugung, dass Gewinne kein reiner Selbstzweck sind, sondern Saat für die Zukunft, ein Mittel, mit dessen Hilfe der eigentliche Sinn des Unternehmens vorangetrieben wird.

Um den Werten des Unternehmens treu bleiben zu können, bleibt bei Unternehmen in Steward-Ownership das „Steuerrad“ – die Kontrolle über das Management und strategische Entscheidungen – in Händen von Menschen, die im Unternehmen tätig oder eng mit ihm verbunden sind. Damit kann Verantwortungseigentum Ähnlichkeit zu den Strukturen von Familienunternehmen haben: Das Unternehmen bleibt nicht in der „Blutsverwandtschaft“, sondern wird in der „Fähigkeiten- und Werteverwandtschaft“ gehalten. So treffen immer die Menschen Entscheidungen, die den Unternehmenszweck verstehen, die Unternehmenskultur und -werte kennen und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen verstehen – und nicht „absentee owners“, die keine echte Verbindung zum Unternehmen haben und in erster Linie anhand von Zahlen Entscheidungen treffen.

Eigentum bedeutet hier also die Verantwortung, frei entscheiden zu können, was langfristig das Beste ist, um den Unternehmenssinn zu verwirklichen. Das Steuerrad dieser „sich selbst gehörenden Unternehmen“, also die Mehrheit der Stimmrechte, kann deshalb auch nicht verkauft werden, sondern wird treuhänderisch von Verantwortungseigentümer:innen auf Zeit gehalten und an fähige, werteverwandte Nachfolger:innen weitergereicht. Da die Kontrolle über das Unternehmen weder käuflich erworben noch vererbt werden kann, lässt sich Steward-Ownership als Alternative für die Übertragung von Macht in der Firma begreifen. Neben der Weitergabe nach dem Prinzip „Blut“ (Vererbung) oder dem Prinzip „Geld“ (Verkauf) zählt hier das Prinzip der Werte- und Fähigkeitenverwandtschaft.

Steward-Ownership ist eine neue und alte Idee zugleich. Neu, weil sie heute noch selten Anwendung findet. Alt, weil Pioniere wie das Unternehmen Zeiss oder Bosch sie schon vor langer Zeit umgesetzt haben und es dafür viele erfolgreiche Beispiele gibt.

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Über die Jahre sind Hunderte Unternehmen in Steward-Ownership entstanden, die die beiden Grundsätze rechtlich verbindlich in der Eigentumsstruktur verankern und dafür verschiedene rechtliche Strukturen nutzen.

Zu den bekanntesten dieser Unternehmen gehören, neben Bosch und Zeiss, das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk, die britische Warenhauskette John Lewis, der US amerikanische Internetpionier Mozilla oder Ecosia, die Suchmaschine die Bäume pflanzt.

Vorteile von Verantwortungseigentum

Verantwortungseigentum verankert die Sinn- und Zweckorientierung tief in den Strukturen der Firma. Es ermöglicht Generationen von treuhänderischen Eigentümer:innen, die Unternehmensidee zu verwirklichen, dabei den Werten des Unternehmens treu zu bleiben und diese weiter zu entwickeln. Dieses Eigentumsverständnis bringt die Interessen aller Stakeholder einschließlich der Mitarbeiter:innen, der Kund:innen und der Gesellschaft in Einklang.

Sinn und Wertefokus

Verantwortungseigentum ermöglicht Unternehmen langfristig für einen Sinn und Zweck tätig zu sein und diesen gleichzeitig lebendig weiterzuentwickeln. Der alte wirtschaftliche Motor – Gewinnmaximierung – wird in diesen Unternehmen durch einen anderen Motor ersetzt: Sinn und Werte. Menschen, die auf maximalen monetären Gewinn aus sind, werden keine Verantwortungseigentümer:innen, weil dieses Amt nicht mit Gewinnrechten ausgestattet ist. Verantwortungseigentümer:innen erhalten Gehalt und sind intrinsisch motiviert. Selbst wenn ein Unternehmen in Verantwortungseigentum keine andere Option mehr sieht und vor dem Verkauf steht, bleiben die Verkaufserlöse an die Eigentumsstruktur gebunden und dienen damit weiterhin dem Zweck der Firma oder fließen an gemeinnützige Zwecke. So stehen immer das Unternehmen und dessen Zweck und die Stakeholder im Fokus.

Langfristige Orientierung

Da die Mehrheit der Stimmrechte bei Unternehmen in Verantwortungseigentum unverkäuflich ist, sind diese nicht dem kurzfristigen Druck von Finanzmärkten und Investor:innen ausgesetzt, sondern können sich auf das langfristige Wohl des Unternehmens, der Mitarbeiter:innen, Kund:innen, Investor:innen und anderer Stakeholder konzentrieren. Da ein Großteil der Einnahmen in Forschung und Entwicklung investiert werden kann, steigt die Innovationskraft dieser Unternehmen. Dies erhöht wiederum die Lebensdauer und sorgt für eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Stakeholder-Bindung und Vertrauen

Verantwortungseigentum gibt das bindende Versprechen an Mitarbeiter:innen, Kund:innen und Geschäftspartner:innen, dass die Zusammenarbeit dem Unternehmenszweck dient und nicht dem finanziellen Nutzen der Eigentümer:innen. Das ermöglicht eine komplett andere Motivation und Identifikation – es stärkt die intrinsischen Anreize. Wer arbeitet schon gerne für Eigentümer:innen, die er nicht kennt und die nur an der Vermehrung ihres Vermögens interessiert sind. Hier arbeiten Mitarbeiter:innen für den Unternehmenszweck. Auch für Kund:innen wird es zunehmend wichtiger, „wem“ ein Unternehmen gehört und wie und wofür der kreierte Wert eingesetzt wird. Verantwortungseigentum signalisiert auch rechtlich klar und glaubhaft, dass das Unternehmen auf Langfristigkeit ausgelegt ist.

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3 Reflexionsfragen zu “Verständnis zu Steward-Ownership”
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Beschreibe die zwei Prinzipien von Steward-Ownership in deinen eigenen Worten.
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Was folgt für das Unternehmen und die Menschen, die darin Verantwortung übernehmen aus dem Prinzip der Selbstbestimmung?
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Welche Auswirkungen kann Steward-Ownership auf die Beziehung zu verschiedenen Stakeholder haben?
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Herausgeber: Purpose Schweiz

Grafiken und Illustrationen: Purpose Stiftung