Wer sind die relevanten Stakeholder für dein Unternehmen? Wies stehen sie zu deiner zukünftigen Eigentumslösung?
Bevor du in die Details eintauchst ist es im Prozess hilfreich, das bisher gelernte rund um Eigentum und Steward-Ownership im Groben auf dein Unternehmen anzuwenden. Da dies nicht im luftleeren Raum geschieht ist es eine gute Ausgangslage, bei den Stakeholder zu beginnen und sie auf der aktuellen und zukünftigen Eigentumsebenen zu verorten. Die folgende Workshop-Vorlage hilft dir dabei.
Workshop zu Stakeholder und ihren Bedürfnissen
Der Workshop rund um die Bedürfnislandkarte des jeweiligen Unternehmens bzw. dessen Stakeholder nimmt eine zentrale Rolle ein. Bei der Bedürfnislandkarte geht es darum, die Bedürfnisse der Stakeholder des Unternehmens an die Gestaltung des Eigentums zu erkennen und dokumentieren. Dabei werden diese konkret auf die verschiedenen Eigentumsrechte bezogen: Stimmrecht, Gewinnrecht sowie Vererbung und Verkauf. Auf Basis der entstehenden Bedürfnislandkarte kann der weitere Prozess gestaltet und später die rechtlich passende Lösung gefunden werden. Das Ergebnis dieses Workshops bildet also eine wichtige Grundlage für die nächsten Schritte, ohne schon in (rechtlichen) Lösungen zu denken. Der Fokus soll auf dem Mapping liegen – es können also auch scheinbar gegensätzliche und widersprüchliche Bedürfnisse aufgenommen werden, ohne dass diese gegeneinander abgewägt oder gelöst werden sollen. Die nun folgende Agenda ist ein Vorschlag, wie dieser Workshop gestaltet werden kann. Natürlich kann die Agenda individuell angepasst werden.
Der Workshop schafft einen Überblick über...
- ... die verschiedenen Stakeholder-Gruppen
- ... wie sie mit dem Unternehmen in Beziehung stehen
- ... welche Bedürfnisse und Anforderungen sie haben könnten
- ... wie deren zukünftige Verbindung zum Unternehmen gestaltet soll
Dies hilft dabei, bei der Umsetzung der neuen Eigentümerstruktur / Rechtsform eine externe Perspektive einzunehmen und mögliche Bedürfnisse und Chancen nicht zu vergessen.
Vorbereitungsaufgabe
Zur Vorbereitung können die Fragen, die im Workshop bewegt werden sollen, vorab geschickt werden. Sie müssen nicht abschliessend beantwortet werden, sondern ein erster Gedankenprozess vor dem gemeinsamen Workshop in Gang gesetzt werden. Sofern bereits in Unsere Haltung und Motivation und Unsere Vision eingetaucht wurde, helfen diese Inhalte als Basis. Es ist ebenfalls zu empfehlen, dass die Teilnehmenden als Vorbereitung die Inhalte in Verständnis zu Unternehmenseigentum gelesen haben.
Vorbereitungsfragen als Einstieg
- Unternehmertum, Unternehmer:in sein, Definition eines Unternehmens? Was bedeutet das für dich eigentlich?
- Formelle Kontrolle an einem Unternehmen – wer sollte diese in unserem Unternehmen am besten haben und warum? Wer nicht und warum nicht?
- Welche Vorstellungen hast du von unserem Unternehmen in 5, 10, 20 Jahren?
- Wunschbild?
- Anti-Bild? (Was soll auf keinen Fall passieren?)
- Welche Rolle sollen die Gewinne im Unternehmen spielen? Wer sollte warum monetäre Ansprüche an das Unternehmen haben?
- Wie würdest du den/die zu uns passenden Investor:in/Finanzierungspartner:in beschreiben?
- Welche Stakeholder gibt es, die für den Prozess der Eigentumsstrukturierung relevant sind (als wichtige Feedbackgeber für den Prozess und die Entscheidung oder weil konkrete Bedürfnisse an die zukünftige Eigentumsstruktur bestehen)? Es können hier sowohl abstrakte Rollen als auch konkrete Personen benannt werden.
Workshop Inhalt
Wir schaffen eine Übersicht über die Anspruchsgruppen und deren Ansprüche im Kontext unseres Unternehmens und der neuen Eigentumsstruktur, damit wir für die Erarbeitung unserer Steward-Ownership Umsetzung eine Orientierung und Grundhaltung definieren.
- Checkin
- Vorbereitungsfragen
- Sammlung der relevanten Stakeholder
- Mapping der Bedürfnisse
- Vorausschauende Gestaltung
- Meta-Blick zu den Bedürfnissen
- Nächste Schritte
- Checkout
«Wie bist du heute hier? Warum hältst du es für wichtig, dich mit dem Thema Eigentum auseinanderzusetzen?»
Macht eine Runde, in der jede Person die eigenen Gedanken zu den Vorbereitungsfragen mitteilt (ohne dass die anderen Personen darauf reagieren oder Bezug nehmen müssen), damit ihr voneinander wisst, wer wo steht, wo ihr ähnliche und wo ihr unterschiedliche Ansichten habt.
Gemeinsam festhalten, welche Anspruchsgruppen oder konkrete Personen in dieser Frage relevant sind und tragt sie als Zeilen in der Matrix ein.
Wo möglich und relevant, bestimmte Personen und die Art der Beziehung, die sie derzeit zum Unternehmen haben (Kunde, Partner, ...) ergänzen. Da Personen zu mehr als einer Stakeholder-Gruppe gehören können, ist es hilfreich, dies explizit zu machen und bereits in den verschiedenen Rollen dieser Personen und den damit verbundenen Bedürfnissen oder zukünftigen Rechten zu denken.
Sammeln und Festhalten der Anforderungen, Bedürfnisse und Wünsche, die diese Stakeholder-Gruppen an das Unternehmen – insbesondere an Eigentumsrechte – haben könnten.
Gegebenenfalls zuerst individuell oder direkt gemeinsam besprechen, wie diese Anspruchsgruppen zukünftig mit dem Unternehmen in Verbindung stehen sollen? In welcher Ausprägung auf der Ebene der Mitsprache (Stimmrechte, Entscheidungen, Kontrolle) und auf der Ebene des Finanziellen (Gewinnrechte, welche finanziellen Früchte können diese Anspruchsgruppen aus dem Unternehmen ziehen) sollen sie stehen?
Ihr könnt hier auf einem Meta-Blick bleiben und müsst noch nicht in die genaue Umsetzung der jeweiligen Ansprüche gehen (es darf durchaus auch noch Widersprüche in eurer Zusammenstellung enthalten).
Meta-Blick: Nachdem alle Stakeholder und deren Bedürfnisse an die Eigentumsform benannt sind, welche Spannungen/Muster ergeben sich hieraus? Wo gibt es noch Unklarheiten?
Matrix: Mapping der Bedürfnisse
Stakeholder
(Personen, Personengruppen oder rechtliche Entitäten) | Beziehung und Bedürfnisse | Stimmrecht:
Formale Macht, Kontrolle | Gewinnrecht:
Finanzielle Ansprüche an das Unternehmen | Recht auf Vererbung und Verkauf? | Kommentare und Gedanken |
Gründer:innen (Person X, Person Y) | |||||
Geschäftsleitung | |||||
Mitarbeitende | |||||
Investor:innen | |||||
… | |||||
Herausgeber: Purpose Schweiz
Grafiken und Illustrationen: Purpose Stiftung